Wald- & Wasserwelten

Fledermäuse

Die Fledermäuse stellen hohe Ansprüche an ihren Lebensraum und gehören zu den stark gefährdeten Waldbewohnern.

 

Bechsteinfledermaus Die Bechsteinfledermaus hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland und wird daher als Verantwortungsart geführt. Laubmischwälder mit alten Buchen und Eichen, gut strukturierte Parklandschaften und Obstwiesen mit Altbaumbestand werden von dieser Art als Jagd- und Quartierlebensraum genutzt. Die Wochenstuben besiedeln bevorzugt verlassene Höhlen von Bunt- und Mittelspecht in alten Eichen. Hierzu nutzen sie in der Regel Baumquartiere in Bäumen der Stärkeklasse zwischen 40 und 80 cm Brusthöhendurchmesser. Dies sind Baumstärken, die sich in ausreichender Anzahl nur auf Waldflächen ab einem Bestandesalter ab 120 Jahren finden lassen, wobei Bestände ab 140 Jahren bevorzugt werden (Dietz & Krannich 2019). Die jeweiligen Bestände werden über Generationen von den Tieren einer Kolonie genutzt, sodass die Kolonien auf eine hohe Lebensraumkonstanz angewiesen sind. In der Zeit der Jungenaufzucht nutzt eine Kolonie 40 bis 50 Baumhöhlen auf einer Waldfläche von ungefähr 10 Hektar. Solch eine Vielzahl von Höhlen auf kleiner Waldfläche findet man nur in gut strukturierten Altwäldern. Die Bechsteinfledermaus jagt kleinräumig (<1000 Meter) um ihren Quartierbestand und sammelt Insekten von der Vegetation bodennah und bis hoch in den Kronen der alten Bäume ab. Diese Lebensgewohnheiten machen die Bechsteinfledermaus zur Leitart für große, gut vernetzte Laubmischwälder mit einem hohen Anteil an stark dimensionierten Bäumen und einem konstant hohen Bestandesalter im Gesamtlebensraum der Tiere.

Schutzstatus
Streng geschützte Art
Anhang II / IV der FFH-Richtlinie
Rote Liste NRW: stark gefährdet (2)

Bevorzugte Mikrohabitate: Kleine Spechthöhlen

 

KleinabendseglerDer Kleinabendsegler ist eine typische Waldfledermausart des Tief- und Hügellandes, die in ihren Quartierwäldern ein ausreichendes Angebot an Specht- und Faulhöhlen, Spalten, Ausfaulungen, Zwiesel- und Astlöcher und auch Rindenquartieren benötigt. Auch sie ist ein typischer Quartierwechsler und kann in einem Sommer bis zu 50 Quartiere auf einer Waldfläche von 300 Hektar bewohnen (Schorcht 2002). Spalten und Baumhöhlen nutzt die Art zudem zur  Balz und Paarung, bei der sich die Männchen mit einer Gruppe aus mehreren Weibchen in den Baumhöhlen zusammenfinden. Während sie mit ihren Quartieren eng an Altbestände gebunden ist und nur selten Gebäude bezieht, jagt sie weiträumig (bis 3-17 km) von den Quartieren entfernt in Wald- und kleinräumig gegliederten Offenlandhabitaten (Schorcht 2002). Anders als die meisten typischen Waldarten ist der Kleinabendsegler ein Langstreckenzieher, der von den Fortpflanzungslebensräumen im Nordosten Europas bis zu den Winterlebensräume im Südwesten Europas mehr als 1.500 km zurücklegt.

Schutzstatus
Streng geschützte Art
Anhang IV der FFH-Richtlinie
Rote Liste NRW: Vorwarnliste (V)

Bevorzugte Mikrohabitate: Großhöhlen, Spechthöhlen, Hohle Stämme

 

Martin Koch

Die Fransenfledermaus jagt vor allem in den Sommermonaten innerhalb von Wäldern. Sie nutzt aber auch reich strukturierte offene Landschaften mit Baumgruppen oder locker mit Gehölzen bewachsenen Habitate, wie Obstwiesen. Ein einer Nacht werden verschiedenste Waldstrukturen, darunter auch Nadelwälder, aufgesucht, die bis zu 4 km weit entfernt von den Quartieren liegen können. Fransenfledermäuse sind auf Grund ihrer Flügelanatomie sehr manövrierfähig und jagen dicht über den Boden und an der Vegetation bis in die Baumkronen hinauf. Gerne werden auch Gewässer besucht, wo Insekten aus dem freien Luftraum oder auch von der Wasseroberfläche abgesammelt werden können. Da sich die Art sehr stark an Leitlinien orientiert, profitiert sie von gut strukturierten Wäldern mit gestuften Waldrändern und gut ausgebildeten Waldinnenrändern. Männchen und Weibchen der Fransenfledermäuse sind klassische Baumhöhlenbewohner. Sie nutzen Aushöhlungen hinter enge Spalten in den Starkästen von alten Eichen oder Obstbäumen, die oft nur schwer zu erkennen sind. Die Art nutzt aber auch vergleichbare Strukturen an Gebäuden, wie Spalten an Brücken oder Wohnhäusern. Auch die Wochenstuben der Fransenfledermaus wechseln regelmäßig (1-2x pro Woche) ihre Quartiere und brauchen eine Vielzahl von Quartierbäumen während der Wochenstubenzeit.

Schutzstatus
Streng geschützte Art
Anhang IV der FFH-Richtlinie
Rote Liste NRW: ungefährdet (*)

Bevorzugte Mikrohabitate: Kleine Spechthöhlen, Rindentaschen, Blitzrinnen

Braunes LangohrBraune Langohren können zwar Gebäudequartiere bewohnen, die meisten Kolonien finden sich aber in Wäldern und bewohnen ausschließlich Baumhöhlen. Die sehr quartiertreuen Tiere nutzen neben Spechthöhlen auch Spaltenquartiere und Faulhöhlen. Auch sie sind Quartierwechsler, die alle ein bis vier Tage die Höhlen innerhalb ihres Quartierbestandes wechseln. Die Jagd der Tiere erfolgt sehr kleinräumig in den Quartierbeständen. In der Wochenstubenzeit werden Wälder im Umfeld von 500-1500 m beflogen (Fuhrmann & Seitz 1992). Die wendigen und langsam fliegenden Tiere jagen oft kleinräumig in strukturreichen, zuweilen sehr unterholzreichen Laubmischwäldern oder entlang von Leitlinien in halboffenen Landschaften. Ihre Beute sind Tag- und Nachtfalter, die sie aus der Luft fangen oder Raupen und Spinnen, die sie von der Vegetation absammeln. Dabei nutzen sie die leisen Eigengeräusche der Insekten, die sie mit ihren großen Trichterohren wahrnehmen können oder detektieren die Beute durch ihre sehr leise, der Jagd an dichter Vegetation angepassten Echoortung. Die sehr kältetolerante Art überwintert nicht nur in Stollen, Kellern und Höhlen. Sie nutzt auch frostsichere Baumhöhlen als Winterquartier, die oft nicht weit weg von den Sommerquartieren liegen (1-10 km).

Schutzstatus
Streng geschützte Art
Anhang IV der FFH-Richtlinie
Rote Liste NRW: Gefährdung unbekannten Ausmaßes (G)

Bevorzugte Mikrohabitate: Spechthöhlen, Großhöhlen, Hohle Stämme, Rindentaschen, kleine Faulhöhlen

Große BartfledermausDie Große Bartfledermaus ist eine typische Waldart, da sie bevorzugt in Wäldern jagt. Ihre Quartiere bezieht sie aber häufig an Gebäuden in Dachstühlen und Spalten, die aber in der Regel an Waldrändern liegen oder durch Strukturen, wie beispielsweise Gehölzreihen, mit Wäldern verbunden sind. In Wäldern ist sie ein typischer Spaltenbewohner. Ihre Wochenstuben und Männchengruppen nutzen Blitzrisse, Stammanrissen oder finden sich hinter abgeplatzender Rinde. Dabei werden neben Laubholz- auch Nadelholzaltbestände als Quartierwälder genutzt. Die Jagdgebiete der Großen Bartfledermaus liegen bevorzugt in lichten Wäldern, vor allem auch feuchte und staunasse Laubwälder und Feuchtgebiete aber auch in Gärten und an Gewässern. Zum Erreichen der Jagdgebiete ist eine gute Vernetzung der Waldbestände mit den Quartierlebensräumen über Landschaftsbestandteile, wie Hecken, Feldgehölze und Säume essenziell. Die Art jagt patrouillierend entlang von Schneisen, Rändern, Baumreihen und Gräben, aber auch nahe des Pflanzenbewuchses in unterschiedlichen Höhen, über Gewässern bis in die Kronen der Wälder im kurvigen Flug.

Schutzstatus
Streng geschützte Art
Anhang II / IV der FFH-Richtlinie
Rote Liste NRW: stark gefährdet (2)

Bevorzugte Mikrohabitate: Rindentaschen, Blitzrinnen, Hohle Stämme

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