Wald- & Wasserwelten

Höhlenbrüter

Viele Höhlenbewohner können selbst keine Baumhöhlen anlegen. Sie sind auf die Vorarbeit der Spechte angewiesen.

 

Kleiber Der Kleiber (Sitta europaea) ist ein Bewohner strukturreicher Laubmischwälder. Aber auch in Siedlungen mit älterem Baumbestand ist der Singvogel häufig anzutreffen. Als Folgenutzer von Spechthöhlen ist diese Art bekannt dafür, dass sie größere Höhlenreingänge (auch Schwarzspechthöhlen!) mit Lehm verkleinert, um Konkurrenten und Fressfeinden den Zugang zur Bruthöhle zu versperren (Zahner & Wimmer 2019). Dem Kleiber reichen aber auch Bunt- oder Mittelspechthöhlen als Brutstätten aus.

Schutzstatus
Besonders geschützte Art
Rote Liste NRW: ungefährdet (*)

Bevorzugte Mikrohabitate: Kleine Spechthöhlen

 

Star im anflug auf sein NestDer Star (Sturnus vulgaris) ist regelmäßiger Nachnutzer von Bunt- und Mittelspechthöhlen. Voraussetzung ist aber, dass der Wald nicht zu dicht und dunkel ist sowie eine offene Kulturlandschaft in der Nähe zu finden ist. Als wehrhafter Singvogel bietet er dem Buntspecht häufig Paroli, wenn dieser Eier oder Jungvögel zu erbeuten versucht. Der Star schleppt bisweilen umfangreiche Mengen an Nistmaterial ein. Nach Aufgabe der Bruthöhle sind diese Höhlen oft sehr mulmreich und können ein eigenes Mikroklima aufweisen, das die Besiedlung mit xylobionte Insekten fördert. In NRW ist der Bestand rückläufig, was aber weniger mit dem Nistplatzmangel, sondern vor allem mit dem Insektensterben durch Grünlandintensivierung, Ganzjahresstallhaltung, Entwässerung begründet ist (Grüneberg et al. 2013).

Schutzstatus
Besonders geschützte Art
Rote Liste NRW: Vorwarnliste (V)

Bevorzugte Mikrohabitate: Kleine Spechthöhlen

 

Hohltaube

Die Hohltaube (Columba oenas) ist im Wald auf Großhöhlen angewiesen. In Buchenwäldern ist sie die wichtigste Folgeart des Schwarzspechts, da dessen Bruthöhlen groß genug für die „brustlastige“ Taube sind. In bewirtschafteten Wäldern mit wenig vorhandenen Naturhöhlen ist die Hohltaube fast ausschließlich auf die Höhlen des Schwarzspechts angewiesen (Zahner & Wimmer 2019). Hohltauben suchen ihre Nahrung bevorzugt auf angrenzenden Äckern oder auf Weideland. Bisweilen nutzen sie auch Waldfrüchte wie Bucheckern (Grüneberg et al. 2013). Ihr Aktionsradius in der Brutzeit ist auf 1- 3 km beschränkt (Glutz v. Blotzheim & Bauer 1994). Der Brutbaum der Hohltaube kann zwar im dichten Wald stehen, im Umkreis muss aber genügend Platz für den sog. „Ausdrucksflug“ der Männchen verfügbar sein (ebd.). In jungen Eichen-Hainbuchenwäldern, in denen die Schwarzspechtdichte natürlicherweise gering ist, findet man Hohltauben nur selten. Nutzungsverzicht im Altholz mit einem großen Angebot an Großhöhlen fördert die Art besonders. Auch Astabbrüche am lebenden Stamm bieten Hohltauben mitunter gute Brutplätze. Nicht selten fliegen die Vögel von oben in die Brutnische hinein.

Schutzstatus
Besonders geschützte Art
Rote Liste NRW: ungefährdet (*)

Bevorzugte Mikrohabitate: Große Spechthöhlen, Großhöhlen

 

Der Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) gilt als Leitart der Eichen-Hainbuchenwälder und alten Buchenwälder (Flade 1994). Der Singvogel, dessen Bestand in Nordrhein-Westfalen seit den 1990er Jahren einen Rückgang von gut 50 % erfahren hat (Grüneberg et al. 2013), benötigt alte Wälder mit ausreichendem Specht- oder Kunstnisthöhlenangebot (Südbeck 2005, Glutz v. Blotzheim & Bauer 1993). Die enge Bindung an den alten Eichenwald hängt zum einen mit dem hohen Angebot der Bunt- und Mittelspechthöhlen zusammen, zum anderen benötigt der Vogel aufgelichtete Waldstrukturen. Ein hoher Stammraum in nicht zu dicht unterbauten Rotbuchen- und Eichenbeständen sind Lebensraumrequisiten für den Optimallebensraum der Art (Glutz v. Blotzheim & Bauer 1993). Bedeutsam für den Nahrungserwerb sind darüber hinaus waagerechte Zweige als Sitzwarte für Gesang und Beuteerwerb (ebd.). Die Villewälder, insbesondere der Kottenforst, bildet ein bedeutendes Schwerpunktzentrum der Art im Süden von Nordrhein-Westfalen, welches eine Brücke zu den Mittelgebirgsbeständen zwischen Eifel und Siegerland darstellt (Grüneberg et al. 2013).

Schutzstatus
Besonders geschützte Art
Rote Liste NRW: ungefährdet (*)

Bevorzugte Mikrohabitate: Kleine Spechthöhlen

 

Dohle an SchwarzspechthöhleDie Dohle (Coloeus monedula) ist im Wald fast ausschließlich in Buchenwäldern zu finden, in denen eine hohe Schwarzspechtdichte herrscht (Grüneberg et al. 2013). Nur Schwarzspechthöhlen sind groß genug für den Rabenvogel, der sehr viel Nistmaterial in die Großhöhlen einträgt. Dieses Verhalten sorgt auch dafür, dass aufgegebene Höhlen besondere günstige Bedingungen für die Folgearten bieten, da diese Höhlen oftmals mulmreich sind. Normalerweise ist die Dohle ein typischer Brutvogel der Siedlungen. In NRW machen Waldbrüter nur 20 % des Gesamtbrutbestands aus (ebd.). Wie bei der Hohltaube sind die Dohlen ganzjährig auf angrenzende Weiden, kurzrasige Wiesen oder Äcker angewiesen (ebd.). Durch den Verlust von Nistgelegenheiten in Städten und Dörfern erlangen siedlungsnahe Buchenwälder mit Schwarzspechtaktivität und angrenzenden landwirtschaftlich extensiv genutzten Flächen wieder an Bedeutung.

Schutzstatus
Besonders geschützte Art
Rote Liste NRW: ungefährdet (*)

Bevorzugte Mikrohabitate: Große Spechthöhlen

 

Der Mauersegler (Apus apus) ist ein ehemaliger Waldbewohner, der heute überwiegend als Gebäudebrüter in Siedlungen auftritt. Sein Bestand ist aktuell zwar ungefährdet, doch ist ein stetiger Bestandsrückgang zu verzeichnen (Grüneberg et al. 2013). Der Mauersegler hat ganz spezielle Ansprüche an seine Bruthöhlen. Es müssen alte, über Jahrzehnte ausgefaulte Buntspechthöhlen mit großem Innenvolumen und mit wulstigen Rand sein (Zahner & Wimmer 2019, Dietzen et al. 2016). Diese Höhlen zeichnen sich durch einen langen Wulst des Höhleneingangs aus (ebd.). Baumbruten wurden nach Erlöschen der letzten bekannten Kolonien in Westfalen ausgeschlossen, jedoch gelang 2008 und 2009 in einer Buntspechthöhle im Walnussbaum (Stadt Brühl) wieder ein Brutnachweis (Grüneberg et al. 2013). Aktuell werden gerade die stadtarmen Mittelgebirge nach Mauersegler-Vorkommen abgesucht. In Rheinland-Pfalz finden sich Relikte der Baumbrüterpopulationen in lichten Wäldern mit alten Stieleichen und Eschen ohne dicht geschlossenes Kronendach (Dietzen et al. 2016). Mittelwaldartige Strukturen oder halboffene Waldlandschaften in Siedlungsnähe könnten die Art möglicherweise wieder fördern.

Schutzstatus
Besonders geschützte Art
Rote Liste NRW: ungefährdet (*)

Bevorzugte Mikrohabitate: Große Spechthöhlen

 

Große BartfledermausDer Waldkauz (Strix aluco) ist auf lichte Altholzbestände mit höhlenreichen Bäumen angewiesen. Dicht geschlossene Wälder und reine Nadelholzbestände werden weitgehend gemieden (Grüneberg et al. 2013). Innere Waldränder, die sich durch Gassen, Wiesen oder Windwurfflächen ergeben, sind für ihn von großer Bedeutung. Aufgrund seiner Größe bevorzugt der Waldkauz vor allem Großhöhlen sowie hohle Stämme als Brutplatz, bisweilen werden aber auch reine Schwarzspechthöhlen genutzt (Zahner & Wimmer 2019). Bei geringem Höhlenangebot wird eine geeignete Höhle über viele Jahre aufgesucht. In höhlenreichen Gebieten können die Weibchen alljährlich den Brutplatz wechseln (Glutz v. Blotzheim & Bauer 1994).

Schutzstatus
Strenggeschützte Art
Rote Liste NRW: ungefährdet (*)

Bevorzugte Mikrohabitate: Große Spechthöhlen, Großhöhlen

 

Der Raufußkauz (Aegolius funereus) ist einer der wichtigsten Nachnutzer der Höhlen des Schwarzspechtes. Die kleine Eule gilt als Leitart der Buchenwälder (Flade 1994). In Nordrhein-Westfalen ist sie auf die Mittelgebirge in Eifel, Sauerland und Siegerland beschränkt (Grüneberg et al. 2013). Neben den eigentlichen Bruthöhlen benötigen Raufußkäuze deckungsreiche Tageseinstände, Wildwiesen und Kahlschläge für den Nahrungserwerb  (ebd.). Die Art nimmt seit den 1970er Jahren im Bestand durch ein höheres Höhlenangebot im Zuge des naturnahen Waldumbaus zu. In den Mittelgebirgen mit großer Anzahl an Frost- und Schneelagetagen sind die Lebensbedingungen für seine Feinde wie Waldkauz und Baummarder stark eingeschränkt, sodass der Raufußkauz dort vorkommt (Dietzen et al. 2016). Es ist aber nicht auszuschließen, dass die Eule längerfristig auch in die tieferen Regionen des Landes vordringt.

Schutzstatus
Streng geschützte Art
Anhang I der VS-Richtlinie
Rote Liste NRW: vom Aussterben bedroht (2)

Bevorzugte Mikrohabitate: Große Spechthöhlen

 

Viele Vielzahl der nordrhein-westfälischen Singvögel sind Höhlenbewohner. Die gilt für alle einheimischen echten Meisenarten, wobei Hauben- und Weidenmeisen sich selbst ihre Höhlen im Weichholz bauen (Zahner & Wimmer 2019,Südbeck et al. 2005), für Garten- und Waldbaumbaumläufer und in lichten wärmegetönten Waldgebieten auch Grauschnäpper oder sogar Gartenrotschwanz. Der Zaunkönig legt Brutplätze nicht selten am Stammfuß in kleinen Höhlungen an. Bei vielen Singvögeln ist zu beobachten, dass kleinere Faul- oder Spalthöhlen gegenüber Spechthöhlen als Nistplätze bevorzugt werden (vgl. Zahner & Wimmer 2019). In Ostdeutschland brüten zudem die gefährdeten Schellente (Schwarzspechthöhlen) und bisweilen Gänsesäger (große Faulhöhlen) in Laubmischwäldern.

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