Kleine Faulhöhle
Die heimischen Laubhölzer bilden um schwachwüchsige und abgängige Seitenäste häufig eine Umwallung (=Abschiedskragen) aus. Der Abbruch des Totastes erfolgt an der Basis dieser Überwallung, so dass eine Höhlung entsteht. Neben der Umwallung bildet der Baum an der Astbasis eine Astschutzzone aus. Diese trennt das absterbende Astholz vom grünen Stammholz und ist durch eingelagerte antimikrobielle Substanzen dunkel gefärbt. Die höhere Holzfeuchtigkeit in der Höhlung begünstigt den Holzabbau an der Astbasis durch holzabbauende Pilze, so dass eine Sollbruchstelle entsteht (Mattheck 2014).
Ist der Abschottungsprozess des Baumes nicht vollständig, können hier saprophytische Pilze in den Stamm eindringen, so dass sich hier eine Baumhöhle entwickelt. Leider ist meist nur schwer zu erkennen, ob sich hinter der Aufwallung bereits eine Höhle entwickelt hat.
- Höhlentiefe > 20 cm
- Höhlenzugang mit einem Durchmesser < 10 cm
Bedeutung für die biologische Vielfalt
Bei ausreichender Größe und geeigneter Lage sammelt sich in den Höhlungen zeitweise Niederschlags- bzw. Stammabflusswasser an. In dem entstehenden Wassertopf bilden Blattreste eine humose Fäulnisschicht, die einen Lebensraum für speziell angepasste Organismen bildet, wie beispielsweise die Larven von Schwebfliegenarten (Wassertopf). Bei ausreichender Tiefe wird ein Abbruchkragen auch von höhlenbrütenden Vogelarten, wie dem Kleiber oder der Blaumeise als Brutstätte genutzt. Spechtarten (Bunt-, Mittel- und Grünspecht) bevorzugen die Faulstellen für die Anlage ihrer Bruthöhlen. Sie kann zum Ausgangspunkt der Entwicklung von großvolumigen Baumhöhlen werden, deren Entwicklung viele Jahrzehnte benötigt.
Recht
Eine Faulhöhle genießt ebenso wie eine Spechthöhle gesetzlichen Schutz, wenn sie als Fortpflanzungs- oder Ruhestätte einer streng geschützten Art oder einer geschützten Vogelart dient.
Weitere Informationen zum Artenschutzrecht finden sich hier.
- Kleine Faulhöhle an der Eiche
- Blick in eine kleine Faulhöhle
- Abschiedskragen an einer Eich.