Biotopholz -Leitfaden

Liegendes Stammholz

 

Starke liegende Stämme sind in ausreichender Menge zu erhalten.
Die Stämme sollen nicht zersägt werden, da dadurch vorhandene Höhlenstrukturen zerstört werden und sich der Zersetzungsprozess durch die Vergrößerung der Oberfläche beschleunigt.

Liegendes Stammholz steht über viele Jahrzehnte als Nahrungsquelle und Lebensraum für Alt- und Totholzbewohner zur Verfügung. Die Besiedlung durch xylobionte Insekten und holzabbauende Pilze wird maßgeblich durch den Bodenkontakt bestimmt. Liegt der Stamm dem Waldboden direkt auf, kommt es unter Einfluss der Bodenfeuchtigkeit zu einer weitgehenden Durchfeuchtung des Holzes mit geringen Schwankungen im Temperaturverlauf. Der Abbauprozess schreitet hier schnell voran. Stehen Teile des Stammes nicht in Bodenkontakt, so nimmt die Artenzahl der holzbewohnenden Insekten zu und nähert sich den Lebensgemeinschaften des stehenden Totholzes an (Möller 2014).

Schwellenwerte:
  • Liegendes Totholz wird ab einem Durchmesser von 40 cm am dickeren Ende erfasst.

Bedeutung für die biologische Vielfalt

Liegendes Totholz mit Bodenkontakt wird insbesondere durch das Zersetzungsstadium geprägt. Jede Phase des Holzabbaus zeigt ein eigenes Spektrum von Holzinsekten. Die Frischholzphase ist durch Arten gekennzeichnet, die sich baumartenspezifsch von Rinde und Splintholz ernähren, wie Bock- (Cerambycidae), Borken- (Scolytinae) und Prachtkäfer (Buprestidae). Diese Pioniere lösen erste Teile der Rinde vom Holz und erschließen durch ihre Bohr- und Fraßtätigkeit das Holz für weitere Insekten und Pilze. Dieser Lebensraum ist für sie aber nur zeitweise nutzbar. Mit der zunehmenden Holzzersetzung (Zersetzungsphase) verändert sich das Artenspektrum. Es finden sich Insekten ein, die entweder das bereits teilweise abgebaute Holz benötigen oder von von Pilzen leben. Weitere Arten ernähren sich als Räuber von den Primärbesiedlern. Auch hier spielen Käferarten eine zentrale Rolle, wie Feuerkäfer (Pyrochroidae), Schröter (Lucanidae), Schwarzkäfer (Tenebrionidae) und Schnellkäfer (Elateridae). In der Humifizierungsphase geht das Holz langsam in Boden über und die Totholzbewohner werden von den Streubewohnern abgelöst (totholz.wsl.ch).

Auch Wirbeltiere profitieren vom liegenden Totholz. So nutzen Eidechsen den exponierten und sich schnell erwärmenden Standort für ein Sonnenbad. In Spalten und Höhlen finden Amphibien und Kleinsäuger Schutz vor Fressfeinden. Feuersalamander und andere Amphibien schützen sich im feuchten Totholz vor Austrocknung und können hier frostsicher überwintern.

Recht

Tote Bäume unterliegen nur dem gesetzlichen Schutz, wenn sie als Fortpflanzungs- und Ruhestätte für geschützte Arten dienen. Befindet sich der liegende Totholzstamm in einem Naturschutzgebiet, so sind die Regelungen des Landschaftsplans bzw. der Naturschutzverordnung zu berücksichtigen.

 

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