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Hohler Stamm

 

Eichen mit hohlen Stämmen sind aufgrund ihrer Seltenheit und langen Entwicklungsdauer unbedingt erhaltenswert. Wegen der großen ökologischen Bedeutung werden Erhaltungsmaßnahmen empfohlen, wie zum Beispiel eine gezielte Entnahme von Bedrängern.

Vollständig ausgehöhlte Eichen sind in unseren heimischen Wäldern nur extrem selten anzutreffen. Aufgrund des widerstandsfähigen Holzes der Eiche dauert dieser Prozess über viele Jahrzehnte. Meist entstehen sie aus mehreren Höhlen im Stammverlauf, die sich mit der Zeit erweitern und zu einer Großhöhle verbinden (Stokland et al. 2013).  Bei den überregional bekannten „Kamin“-Eichen, wie beispielsweise im Reinhardswald, handelt es sich meist um alte Hude- bzw. Solitäreichen, d.h. im Freistand aufgewachsene Bäume mit gewaltigem Umfang und tief ansetzender Krone.

Hohle Stämme sind oft an einem großen Zugang im unteren Stammbereich erkennbar. Eine weitere Abfolge von Höhlenzugängen und Rissen im weiteren Stammverlauf lassen auf eine weitgehende Aushöhlung des Stammes schließen. Auch das kräftige Klopfen am Stamm (dumpfer hohler Klang) kann bei der Identifizierung helfen.

Die Lebensbedingungen in der Stammhöhle werden von der Größe der Höhlenöffnung bestimmt. So bildet sich bei einem kleinen Höhlenzugang ein eigenes Mikroklima aus. Dabei schirmt das aktive, wasserreiche Leitungsgewebe das Höhleninnere gegen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen der Umgebung ab. Ist der Stamm dagegen kaminartig nach oben geöffnet, tritt Regenwasser in die Höhle. Eine große Höhlenöffnung an der Stammbasis verhindert ebenfalls die Ausbildung eines eigenen Mikroklimas und führt zu einem schnellen Abbau des Mulmkörpers.

Bedeutung für die biologische Vielfalt

Hohle Stämme verfügen häufig über eine Vielzahl unterschiedlicher Kleinbiotope mit speziell angepassten Lebensgemeinschaften. So wird das feucht-verpilzte Holz der Höhlenwand von Käferarten und ihren Larven besiedelt, die sich von dem mycelhaltigen Holz ernähren. Holzzersetzende Pilze bilden auch im Höhleninnenraum ihre Fruchtkörper aus. Diese werden von Käfern besiedelt, die sich von den Sporenlagern oder den Fruchtkörpern ernähren. Herabfallende Holzreste sowie die Abfallprodukte der Höhlenbewohner, wie Nester, Kot und Kadaver sammeln sich am Höhlenboden und bilden einen Mulmkörper. Dieses nährstoffreiche Substrat ist Lebensraum für speziell angepasste Käferarten und deren Larven. Darunter befinden sich auch sehr seltene Urwaldreliktarten, die auf über lange Zeit konstante Lebensbedingungen angewiesen sind.

Viele weitere Insektengruppen besiedeln hohle Stämme. So nutzen Grabwespen und Wildbienen vorhandene Gangsysteme im toten Holz oder bohren eigene Brutröhren. Staatenbildende Insekten, wie Hornissen, Hummeln und Honigbienen legen ihre Bauten in hohlen Stämmen an. Holzameisen bohren ihre Gangsysteme und Brutkammern in den Holzkörper. Dabei schieben sie das Bohrmehl aus den Larvalgängen und tragen maßgeblich zur Entwicklung und Erhaltung des Mulmkörpers bei. Auch andere Arthropoden, wie Fliegen, Spinnen, Pseudoskorpione oder Weberknechte besiedeln regelmäßig Großhöhlen.

Risse oder Absätze an der Höhlenwand bieten höhlenbrütenden Vögeln und Kleinsäugern, wie Mäusen und Bilchen die Möglichkeit zur Anlage ihrer Nester oder sind Ruheplätze für Waldfledermäuse.

Recht

Nach BNatSchG § 44 Abs. 1 Nr. 3 ist es verboten, die Fortpflanzungs- oder Ruhestätten von besonders geschützten Arten zu beschädigen oder zu zerstören. Somit sind hohle Stämme geschützt, wenn sie von streng geschützten Arten oder heimischen Vogelarten besiedelt werden. Dies gilt auch, wenn sich eine Art dort zeitweise nicht aufhält.

Befindet sich der Waldbestand in einem Naturschutzgebiet, so sind neben den gesetzlichen Grundlagen auch die Auflagen des Landschaftsplans bzw. der Naturschutzverordnung zu berücksichtigen.

Weitere Informationen zum Artenschutzrecht finden sich hier.

  

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