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Stammfußhöhle

 

Bäume mit großvolumigen Stammfußhöhlen sind ausnahmslos zu erhalten. Sie besitzen das Potential zur Entwicklung von ausgedehnten Großhöhlen.

Die Eiche bildet am Stammfuß oft ausgedehnte Baumhöhlen aus, deren Hohlraum in direktem Kontakt zum Waldboden steht. Sie sind die Folge von Schäden an der Baumbasis durch Rücke- oder Fällarbeiten bzw. umstürzende Bäume. Hier können holzzersetzende Pilze in das Kernholz eindringen, die durch die schattig-feuchten Bedingungen am Erdboden günstige Entwicklungsbedingungen vorfinden. Aufgrund der Beschattung und dem Kontakt zum Waldboden herrscht in den Stammfußhöhlen meist ein ausgeglichenes, feuchtes und kühles Mikroklima mit speziell angepassten Lebensgemeinschaften (Möller 2009).

Stammfußhöhlen sind meist gut erkennbar, da der Höhlenzugang leicht zu erreichen ist. Allerdings muss der Zugang nicht unmittelbar am Waldboden liegen. Durch einen Griff oder Blick in den Höhleneingang lässt sich häufig erahnen, ob sich dahinter ein ausgedehnter Innenraum befindet.

Schwellenwerte:
  • Höhlenzugang mit einem Durchmesser > 10 cm

Bedeutung für die biologische Vielfalt

Stammfußhöhlen werden gerne von Kleinsäuger genutzt, die in bodennahen Nischen, Spalten oder Absätzen der Höhlenwand ihre Nester anlegen. Waldfledermäuse verwenden bodennahe Höhlenzugänge als Einflug, um in schwer zugänglichen Höhlenbereichen den Tag zu verbringen. Auch Wildkatzen nutzen Stammfußhöhlen gerne als Schlafplätze.

Ausgehend von der Stammbasis können sich ausgedehnte Großhöhlen entwickeln. Als Strukturbildner treten bei der Eiche am häufigsten Schwefelporling (Laetiporus sulphureus) und der Leberpilz (Fistulina hepatica) auf. Als Lebendbesiedler lassen Sie das Kambium und das aktive Leitgewebe über lange Zeiträume unbehelligt. Der Baum kann so durch Stützwachstum auf den sukzessiven Abbau des Kernholzes reagieren, so dass die Höhlenbildung über viele Jahrzehnte fortschreiten kann. Mit Zunahme des Innenraums können sich vielfältige Kleinstrukturen entwickeln, die Lebensraum für viele hoch angepasste Artengemeinschaften bieten. Am Grund der Stammfußhöhle kann sich ein üppiger Mulmkörper entwickeln, der regelmäßig aus der bodennahen Höhlenöffnung heraustritt. Der Mulm steht in direktem Kontakt zum Waldboden und wird durch Kleinsäuger (Mäuse und Maulwürfe) mit dem Bodenmaterial vermischt, so dass sich die Welten der Holzbewohner und der Streu- bzw. Bodenbewohner miteinander verbinden (Möller 2009).

Recht

Ein Baum mit Stammfußhöhle genießt gesetzlichen Schutz, wenn diese als Fortpflanzungs- oder Ruhestätte von geschützten Arten dient. Dann ist es BNatSchG § 44 Abs. 1 Nr. 3 verboten, die Stammfußhöhle zu beschädigen oder zu zerstören. Dies gilt auch, wenn die Höhle nur zeitweise benutzt wird.

Befindet sich der Waldbestand in einem Naturschutzgebiet, so sind neben den gesetzlichen Grundlagen auch die Auflagen des Landschaftsplans bzw. der Naturschutzverordnung zu berücksichtigen.

Weitere Informationen zum Artenschutzrecht finden sich hier.

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