Ein LIFE+ Projekt für Kottenforst und Ville

Begrenzt vom quirligen Rheintal im Osten und der offenen Agrarlandschaft der Niederrheinischen Bucht im Westen erstrecken sich die Villewälder als geschlossenes Waldgebiet zwischen Köln und Bonn.

Im Rahmen des LIFE+ Projektes werden neue Amphibiengewässer angelegt und vorhandene Gewässer wieder hergestellt.

Teich im Kottenforst

In den Villewäldern gibt es unzählige Teiche, Weiher, nasse Mulden und Gräben, die Amphibien als Lebensraum dienen. Deshalb kommen hier besonders interessante und seltene Arten, wie der Kammmolch und der Springfrosch vor. Leider wachsen die Gewässer natürlicherweise mit den Jahren zu und verlanden. Damit die Amphibien auch zukünftig noch genügend Laichgewässer finden und diesen besonderen Wald-Wasser-Lebensraum nutzen können, sorgen wir für eine ausreichende Anzahl von geeigneten Gewässern.

Wie wird der Wasserlebensraum erhalten?

Bagger am Rehsprungmaar

Vorhandene Kleingewässer werden vergrößert und die Gehölze von den Uferböschungen entfernt. Anschließend werden sie an wasserführende Gräben angeschlossen, um ihre Wasserversorgung zu sichern. Auch werden viele neue Gewässer angelegt. Dazu hebt ein Bagger flache Mulden aus und verdichtet den Untergrund. Schon bald werden sich diese Mulden von selbst mit Wasser füllen und Wasserpflanzen einwandern.

Wenn der Bagger weg ist

Gewaesser Eiserner Mann

Wie entwickeln sich die neuen Gewässer nach den Baggerarbeiten? Spazieren Sie doch einmal zum Eisernen Mann im Kottenforst bei Dünstekoven. Hier wurde im Winter 2017/2018 gebaggert. Bereits im Frühjahr haben wieder hunderte Grasfrösche gelaicht. Auch Erdkröten und Molche waren im Gewässer wieder anzutreffen. Die Ufer sind schon jetzt wieder begrünt und interessante Wasserpflanzen haben sich ihren Lebensraum zurückerobert. Aus einer verlandeten zugewachsenen Mulde ist ein großes und sonniges Gewässer geworden.

 

Der Mittelwald ist eine traditionelle Methode der Waldbewirtschaftung in den Villewäldern, die vom Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhundert weit verbreitet war. Dabei wurden die Hainbuchen und Linden alle 20 bis 30 Jahre auf den Stock gesetzt und als Brennholz genutzt (Hauschicht). Dagegen durften die Eichen bis zu 150 Jahre alt werden und man entnahm immer nur einzelne Bäume als Bauholz (Oberholz). Häufig wurden die Hiebsflächen nach einer Ruhephase von wenigen Jahren beweidet.

 

Mittelwald Stockausschlag Hainbuche

Vielen Eichen-Mischwäldern sieht man die ehemalige Mittelwaldnutzung auch heute noch an: Die alten Eichen und Rotbuchen haben breite Kronen, die bereits in geringer Höhe am Stamm ansetzen. Die unterständigen Hainbuchen und Linden sind aus Stockausschlag hervorgegangen.

 

 

Natur- und Kulturerbe Mittelwald

Mittelwald Saengerbusch

Mit der Entnahme des Unterstandes kehren Licht und Wärme in die Eichenwälder zurück und machen unsere Mittelwälder zu besonders artenreichen Waldlebensräumen. Viele seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten fühlen sich hier wohl. Insbesondere Insektenarten, wie Tagfalter, Wildbienen und Hummeln profitieren von der Zunahme des Blütenangebotes. Dank ihres Insektenreichtums sind die Wälder bevorzugte Jagd- und Vermehrungsgebiete für Vögel und Waldfledermäuse. Die locker stehenden Eichen bilden sehr breite Kronen mit toten Ästen. Davon profitiert zum Beispiel der Mittelspecht, der hier bevorzugt seine Höhlen baut und Nahrung sucht. Auch viele totholzbewohnende Käfer leben in den Kronen der Mittelwaldeichen.

Die Waldbesucher erleben in den Mittelwäldern beeindruckende Beispiele einer kulturhistorisch bedeutenden Form der Landnutzungsform, die aus unserer Landschaft weitgehend verschwunden ist. Sie werden durch Infotafeln an den Waldwegen informiert.

So wird die Mittelwaldwirtschaft zukünftig durchgeführt

Mittelwald Umbau

Die Mittelwaldnutzung wurde in den Villewäldern bereits vor vielen Jahrzehnten aufgegeben und die Bestände in Eichenhochwälder überführt. Der erste Schritt auf dem Weg zurück zur Mittelwaldwirtschaft ist die Entnahme des Unterstandes aus Winterlinde und Hainbuche sowie die Auflichtung des Kronendaches durch die Ernte einzelner Alteichen. Dies wird im Rahmen des LIFE+ Projektes durchgeführt und aus Projektmitteln finanziert. In Anlehnung an die historische Nutzung erfolgt anschließend eine Aufteilung des Mittelwaldkomplexes in zwölf Parzellen mit einer Größe von ca. zwei Hektar. Alle zwei Jahre wird eine Teilfläche genutzt, so dass sich langfristig ein Mittelwaldzyklus von 24 Jahren einstellt.

Dabei muss sich die Mittelwaldnutzung an die heutigen Rahmenbedingungen anpassen. Die gilt für die Ernte- und Pflegetechnik als auch für die Sicherung eines angemessenen Alt- und Totholzanteils. So bleiben beispielsweise ausgewählte Hainbuchen zur Schaftpflege von Eichen mit Wertholzpotential erhalten. Die Verwertung der Hauschicht erfolgt als Brennholz oder als Hackschnitzel. Daneben wird der Anteil des liegenden Totholzes durch das Verbleiben von Kronenteilen und Ästen in den Mittelwaldbeständen erhöht. Besondere Herausforderung ist die Wiederherstellung der Altersstruktur des Oberholzes.

Mittelwald Atzenbruecke

Bei jedem Mittelwaldschlag werden auch einzelne Alteichen genutzt. Entsprechend müssen junge Eichen herangezogen werden (sog. Lassreitel), die langfristig deren Rolle übernehmen. Zwar ist Eichen-Naturverjüngung regelmäßig vorhanden, doch ist ihre Entwicklung durch Wildverbiss, konkurrierendes Schattbaumarten oder die krautige Konkurrenzvegetation (z.B. Brombeere) gefährdet. Aus diesem Grund werden die jungen Eichen durch Wuchshüllen geschützt und wenn nötig durch Pflegemaßnahmen gefördert.

Bunte Vielfalt unter Strom

Das LIFE+ Naturschutzprojekt hat im Jahre 2016 damit begonnen, auf der Stromtrasse wieder artenreiche Wiesenlebensräume entstehen zu lassen und wird dabei vom Stromnetzbetreiber AMPRION GmbH unterstützt.

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